Damals, vor gut 3 Jahren Sonntags abend, bin ich beim letzten "Büchsenlicht" zwischen 2 Waldstücken an eine Unfallstelle gekommen, wo es ein Pärchen mit Bike in einer Kurve in eine Lei(d)tplanke gefetzt hat. Beide schwer verletzt, er (29) den linken Arm kurz vorm Ellenbogen durch den Leitplankenpfosten amputiert, sie (19) Bewusstos und Blut aus der Nase und den Ohren, viel zu großer Klapphelm mit massiven Schäden im Frontbereich aufm Nischel....Für mich sofort der Verdacht auf eine Halswirbelfraktur und einen Schädelbasisbruch. Der Kleinen hat der Helm das Genick gebrochen, der Nachteil von 1,8kg schweren ECE Integral Aquarien, die Halswirbel halten es nicht beim Unfall und weil er nicht gepasst hat, sondern ihr XXS Köpfchen in einem XLHelm vom Freund steckte, hat sie zudem beim Auprall keine wirkliche Schutzwirkung gehabt, weil sie ist mit der Stirn durchs Guck und Klapploch von innen voll aufs Visier geditscht, mit welchem der Helm auf die Straße zuerst aufkam...Dazu großflächig Asphaltflechte am Bein bei ihr, weil man ja als Sozia auf ner Ninja mit Jeans fährt...Ihr Arm und sein Schlüsselbein waren auch gebrochen, das war aber nebensächlich...
Ich habs eigentlich kommen sehen, als die mich keine 2min zuvor im Waldstück mit einem Affenzahn überholten (das waren wirklich verdammt schnell), dachte ich noch, Wie behämmert muss man sein, um so in der Dämmerung im Wald zu fahren...hoffentlich siehste die beiden nicht gleich wieder. Leider wars an dem, gleich 200 Puls bekommen und in den Overdrive geschaltet, als ich das gesehen hab, was da in der Kurve lag...
Noch vorm Anruf bei der Rettungsleitstelle, hatte ich die Blutung beim Amputationsopfer zum Stehen gebracht...
(Das Rote muss unbedingt drin bleiben, soviel als nur irgend möglich! jede Minute halbiert sich seine Überlebenschance...Also abgeschnürt mittels Hosengürtel und 22/24ér Schraubenschlüssel als Hebel aus dem Bordwerkzeug...was hat der Gebrüllt, bis er endlich wegtrat und in Ohnmacht fiel...war das ein Blutbad, ich sah aus...da läufts mir immer noch kalt den Rücken runter, wenn ich dran zurückdenke) und sie danach vorsichtig soweit stabil fixiert gelagert, daß keine weiteren Schäden folgten. Bei ihr konnte ich ja nicht allzuviel machen, Atmungs war regelmäßig, Puls hatte sie auch....Auf der Seite lag sie ja schon, aber jede Bewegung wär möglicherweise fatal gewesen, also hab ich sie mit meiner Jacke und der Kutte gegen unerwünschte Bewegungen gesichert. (sie lag halb im Graben, halb auf der Straße da ist das mit der stabilen Seitenlage schwierig zu realisieren), den Helm hab ich aber runterbekommen, Seit neuestem ists ja Usus die Dinger abzunehmen. War auch besser so, dadurch daß ich sah daß sie aus den Ohren blutete, konnte ich das am Telefon gut als den Schädelbruch ansprechen, der es dann auch war. .
Die große Asphaltflechte am Bein mit einem Dreiecktuch abgedeckt aus dem Verbandstäschchen, was in der Rolle immer mitfährt, bei ihm den Stumpf mit Verbandspäckchen und Kompressen umwickelt, aber nur damit kein Viehzeug reinfliegt., weil das bissel Mull hält nichts auf oder zurück...ich hätt auch ein Handtuch oder ein T-Shirt nehmen können, steril ist solch eine Wunde eh niemals. Das wird erst im Krankenhaus gereinigt.
Natürlich hatte ich da das Hallofon, als ich mich um sie gekümmert hab, schon in der Hand und hab die Rettung in dem Moment verständigt, als ich die Blutung am Stehen hatte und ihren Zustand einschätzen konnte....dabei nebenbei noch den abgetrennten Arm eingesammelt und in eine Aldi-Tüte aus der Seitentasche gesteckt...Den Blick des Notarztes werd ich auch nie vergessen, einen abgetrennten Arm in einem Aldi - Koffer bekommt er sicher auch selten überreicht... Aber ich schweife ab....eigentlich wollte ich rüberbringen, warum das das Navi da sein Gewicht in Gold , ach was in Diamanten wert war...
In der Situation hat mir die Anzeige auf dem Navigationsgerät wo genau ich bin (Landsraße L irgendwas) bei der telefonischen Meldung schon mal enorm weitergeholfen, denn wenn man in solch einer Situation am Telefon gefragt wird wo man ist, fällts einem ums Verrecken nicht ein, das ist wie freigeblasen wo man herkam, oder wo man hinwollte und wo man aktuell ist. Selbst wenn man genau die Ecke kennt, alles fort.... Es fällt einem sogar schwer sich an seinen eigenen Namen zu erinnern, so durch den Wind ist man bei derart Situationen. Das Gehirn wird wie Kaugummi, man funktioniert und das Denken ist erst mal sekundär.
So konnte ich den Rettungskräften aber noch mehr als nur sagen Ich bin auf irgendeiner Landstraße mitten im Nichts kurz nach einem Waldstück an einer Kurve...denn ich hatte ja die Bezeichnung der Landstraße auf dem Display, mehr noch mit einem Tippen war ich in den GPS Einstellungen und hatte die genaue Position..
Diese habe ich auch durchgegeben und das war eben das was Gold, nein Diamanten wert war, sie schickten nämlich einen Heli los...der Notarzt des betreffenden Landkreises mit Auto war woanders schon im Einsatz.
So hatte der Pilot vom Rettungshubschrauber in kurzer Zeit selbigen direkt auf dem Acker nebenan hingestellt.
Der Pilot meinte nurspäter zu mir, "sag mal, das ist nicht dein erster schwerer Unfall als Ersthelfer oder? - Nee-- hatte schon einige üble Unfälle mit der Straßenbahn.... - Aber trotzdem gut reagiert, keine Sau würde in so einer Situation auf die Idee mit den genauen GPS Koordinaten kommen...Wir sind ja schon froh, überhaupt mal einen Ersthefler zu haben, der uns sagen kann was mit den Verletzten passiert ist und eine Blutung stoppen kann..und wo er ungefähr sich befindet,.aber dadurch daß ich die Koordinaten hatte, wusste ich wo ich mit einem Radius von maximal 100m den Heli hinzustellen habe, das hat etliche Minuten Sucherei und "wir folgen der Straße, könnte aber auch jene Straße sein, wo es passiert ist" erspart...da konnte ich diesmal querfeldein und Punktgenau anfliegen.
Außerdem wenn ich sehe, was Du hier alles noch veranstaltet hast..Kopf hoch, Du hast getan was ging, .mehr ist nicht drin, hast für uns ja kaum was übrig gelassen. Nun liegts an den Beiden....(der kam mal kurz zu mir um nach dem Rechten zu schauen, als das große Zittern bei mir anfing, die mittlerweile eingetroffene RTW Besatzung und Sanis von der Feuerwehr sich da bejerzten....ich auf einmal nicht mehr gebraucht wurde und mich dann urplötzlich mal hinsetzen musste, weil mir die Beine quasi weggeknickt sind, als der Adrenalinschub nachließ, Wahrscheinlich war ich zu dem Zeitpunkt eher ein Häufchen Elend mit grünem Gesicht und blutbesudelt war ich ja auch ganz gut..tat gut, da in dem Moment nicht ganz alleine zu sitzen...)
Der Heli kam zuerst, der war nach rund 8min da (geschätzt, gefühlt wars eine Ewigkeit) Polizei und Feuerwehr brauchte länger. Ein weiterer Arzt und ein Sani fuhren mit der Feuerwehr mit, von irgendwoher kam zwischendurch noch ein Krankenwagen angerollt...in der ganzen Zeit war übrigens nicht ein einziges weiteres Fahrzeug auf der Straße gewesen. Wohl dem, daß ich hinter den beiden war, als es passiert ist. Wer da aber wann genau da war, sorry, Filmriss...Die Gnade des Vergessens bei Ausnahmesituationen.
An dem Tag war ich verdammt froh, nicht völlig "oldschoolig" in der Gegend herumgefahren zu sein...
Wer Andern eine Bratwurst brät, hat meist ein Bratwurstbratgerät !
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Mr.Eierhals« (28. Juni 2013, 21:23)